
19.04.2023
Der Zeitraum von Mitte März bis Mitte April erwies sich für die Aktienmärkte als stark. Der weltweite Aktienindex MSCI World stieg von seinem im März erreichten Tiefstand um über 7 %. In dieser Zeit bewerteten die Marktteilnehmer das Ende der Bankenkrise und rechneten damit, dass die FED in der zweiten Jahreshälfte die Zinssätze senken würde. Unserer Meinung nach ist dies angesichts der hartnäckigen Inflation in Europa und den Vereinigten Staaten und des starken Arbeitsmarktes in beiden Regionen zu optimistisch.
Obwohl die Märkte Optimismus in Bezug auf Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte implizieren, bewerten wir die derzeitige Situation mit großer Vorsicht und bleiben vorsichtig.
Die bevorstehende Ertragssaison wird einen detaillierten Überblick darüber geben, wie die Unternehmen das Geschäftsumfeld für den Rest des Jahres einschätzen. Da die Analysten einen erheblichen Gewinnrückgang vorhersagen, bleiben wir sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten konservativ positioniert.
Unsere Botschaft an die Anleger in diesem Monat lautet daher: Bleiben Sie vorsichtig und positionieren Sie sich defensiv.
sehr unattraktiv | unattraktiv | neutral | attraktiv | sehr attraktiv | |
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Die Begriffe attraktiv / unattraktiv beschreiben das Renditepotenzial der verschiedenen Anlageklassen. Eine Anlageklasse gilt als attraktiv, wenn ihre erwartete Rendite über der lokalen Cash-Rate liegt. Sie gilt als unattraktiv, wenn die erwartete Rendite negativ ist. Sehr attraktiv / sehr unattraktiv bezeichnen die Einschätzungen des BENDURA Anlagekomitees mit der höchsten Überzeugung. Der Zeithorizont für diese Einschätzungen beträgt 3-6 Monate.
Das globale Wachstum zeigt Anzeichen von Rissen, aber die Marktteilnehmer ignorieren diese und feiern weiterhin jede noch so kleine positive Nachricht. Inflation und Lohnwachstum sind nach wie vor hoch. Es gibt keine wesentlichen Anzeichen dafür, dass sich das weltweite Wachstum erholt, daher erwarten wir eine Schrumpfung der weltweiten Produktion und des Handels. Ausserdem erwarten wir in den USA einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 0,5 Punkte in Amerika war in der Vergangenheit jeweils ein genaues Zeichen für eine bevorstehende Rezession. Vorerst bleibt der Arbeitsmarkt im Dienstleistungssektor noch stark, was auch der Hauptgrund für die minimale Veränderung der allgemeinen Arbeitslosenquote in den USA (3,5 %) ist.
Da sich die Energiepreise abkühlten, blieb das Eurogebiet von der erwarteten Energiekrise verschont und konnte eine Rezession zumindest vorerst vermeiden. Die IFO-Geschäftserwartungen in Deutschland erholten sich, wobei der Dienstleistungssektor auf den höchsten Wert seit Februar 2022 stieg. Auch der Index für das verarbeitende Gewerbe stieg deutlich an, was auf Optimismus in Branchen wie der Automobilindustrie, der Chemie und der Elektronik hindeutet. Die Kerninflation bleibt jedoch bei 5,7 % und die EZB ist entschlossen, die Zinssätze mindestens noch einmal im zweiten Quartal des Jahres anzuheben, bevor sie ihren Höchststand erreicht.
Nach der verzögerten Wiedereröffnung nach dem COVID hat Chinas Wirtschaft nun Rückenwind und erlebt eine Beschleunigung der Konjunktur. Der Aufschwung der chinesischen Wirtschaftstätigkeit hat andere Schwellenländer, Europa und das globale Wachstum insgesamt gestützt, doch die Impulse, die von der Wirtschaft ausgehen, scheinen begrenzt zu sein und sich hauptsächlich auf den Westen zu konzentrieren. Der chinesische Konsum nimmt wieder zu, aber das Kreditwachstum bleibt schwach, und der Privatsektor ist nach wie vor nicht bereit oder in der Lage, Kredite aufzunehmen. Letzten Monat hat China ein Wachstumsziel von rund 5 % für 2023 festgelegt, was sich mit den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) deckt, der für dieses Jahr ein Wachstum von 5,2 % vorhersagt.
BCA Research, www.bcaresearch.com
Die Aktienrallye in diesem Monat erreichte annähernd die Höchststände der Rallye vom Jahresanfang. Auch wenn die Rallye seit dem letzten Monat anhält, sind wir immer noch davon überzeugt, dass es sich um eine klassische Bärenmarktrallye handelt. Der Optimismus beruhte hauptsächlich auf den Wirtschaftsdaten, die sich entweder weniger verschlechterten als erwartet oder nur geringfügig stiegen. Auch die Erwartung künftiger Zinsänderungen in diesem Jahr trug wesentlich dazu bei, dass sich die Aktien auf der Gewinnerseite halten konnten. Die Marktteilnehmer scheinen davon überzeugt zu sein, dass die FED bereits in der zweiten Jahreshälfte mit Zinssenkungen beginnen wird. Unseres Erachtens ist dieses Denken irreführend, da die Inflation nach wie vor hoch ist und die Arbeitslosenzahlen in den USA und Europa nach wie vor niedrig sind. Die Fed sollte die Zinsen nicht senken, wenn der S&P 500 um die 4000-Marke schwankt. Sie wird ihre Politik erst dann lockern, wenn der S&P 500 im Mittel unter 3500 fällt, was ein Anzeichen für strukturelle Probleme in der Wirtschaft ist.
Da die Ängste vor einem möglichen Bankenzusammenbruch zurückgehen, ist die Kursentwicklung des European Banks Index seit seinem diesjährigen Tiefststand unmittelbar nach dem Zusammenbruch auf 9% Mitte April angestiegen. Diese Performance ist aber immer noch weit von dem Höchststand von fast 22% Ende Februar entfernt, aber sie zeigt, dass man sich auf das europäische Finanzsystem verlässt, welches solider und besser reguliert zu sein scheint als das der USA. Die Aktien der US-Banken haben nach dem Absturz der Silicon Valley Bank (SVB) nicht allzu viel Vertrauen bei den Anlegern gewonnen. Obwohl die Aktien von Dow Jones Banks Index mit Renditen von rund -9% seit Jahresbeginn billig erscheinen, scheinen Kreditausfälle, Gewinnrückgänge und eine Verlangsamung der Kreditvergabe den Bankensektor in den USA unter Druck zu setzen.
Aufgrund des immer noch starken US-Dollars, des begrenzten Wachstumspotenzials in China und der sich verschärfenden globalen Finanzbedingungen bekräftigen wir unsere Meinung und bleiben bei den Schwellenländern vorsichtig.
Die bevorstehende Gewinnsaison wird ein guter Indikator für die weitere Entwicklung des Aktienmarktes sein, da die Unternehmen ihre Ansichten und Zahlen für das potenzielle Wachstum in der absehbaren Zukunft bekannt geben. Verschiedene Analysten erwarten einen Rückgang des Gewinns pro Aktie um etwa 7 % und sagen für 2020 die düsterste Entwicklung seit der Pandemie voraus. Nur für drei Sektoren - Energie, zyklische Konsumgüter und Industriewerte - werden höhere Gewinne vorhergesagt, während die Kurse der anderen Sektoren unter Abwärtsdruck geraten könnten.
Unsere Botschaft für Aktien lautet daher: weiterhin defensiv und untergewichtet zu bleiben.
Unsere Sicht auf festverzinsliche Wertpapiere bleibt defensiv. Es wird erwartet, dass die Zinssätze in den USA und in der Eurozone noch mindestens ein weiteres Mal steigen werden. Danach könnte der Straffungszyklus seinen Höhepunkt erreichen, was uns veranlasst bei Staatsanleihen übergewichtet zu bleiben. Historisch gesehen scheint der Höhepunkt des Straffungszyklus der profitabelste Kaufzeitpunkt für Staatsanleihen zu sein. Außerdem haben sich Staatsanleihen im Falle einer Rezession als eine der besten Anlagen erwiesen. In Rezessionen sinken die Renditen von US-Staatsanleihen im Durchschnitt um 2,6 Punkte und ein solcher Renditerückgang würde im nächsten Jahr zu einer Gesamtrendite von etwa 19 % führen.
Die sich verschlechternde Kreditsituation in den USA und die steigende Zahl von Unternehmensausfällen lassen uns bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen vorsichtig sein. Ein weiteres Risiko ist die wachsende Zahl notleidender Bankkredite und die Ausweitung der Spreads bei Hochzinsanleihen.
Daher bleiben wir in Staatsanleihen übergewichtet und in Hochzins- und Schwellenländeranleihen untergewichtet.
BCA Research, www.bcaresearch.com
Der Goldpreis ist seit Oktober gestiegen und hat inzwischen eine Rendite von 23 % erreicht. Gold ist in Zeiten von Unsicherheit, hoher Inflation und der Hoffnung auf sinkende Zinsen eine zuverlässige Anlage. Auch wenn wir für dieses Jahr keine sinkenden Zinsen in den USA vorhersagen, glauben wir an Gold als gute Anlage zur Diversifizierung und als sichere Anlage für den Fall, dass eine Rezession eintritt.
Da der Konsum in China anzieht und Auslandsreisen wieder häufiger werden, ist mit einem Anstieg der Ölnachfrage, um etwa 1,5 Millionen Barrel pro Tag zu rechnen. In Verbindung mit der jüngsten OPEC-Förderkürzung von 1 Mio. Barrel pro Tag und zusätzlichen Kürzungen von 500.000 Barrel pro Tag durch Russland könnte sich der Ölmarkt verengen, was zu einem Anstieg der Ölpreise führen würde. Bei einem aktuellen Brent-Ölpreis von 87 $ erwarten wir, dass die Preise in diesem Jahr weiter steigen und 2024 möglicherweise 110 $ erreichen werden.
Der US-Dollar hat im ersten Quartal des Jahres gegenüber dem Korb der anderen Hauptwährungen leicht an Wert verloren. Da aber die Unsicherheit in der Wirtschaft anhält und weiterhin mit steigenden Zinsen gerechnet wird, dürfte die US-Währung kurzfristig stark bleiben. Die Fed verfolgt jedoch die strengste Geldpolitik unter den wichtigsten Zentralbanken, was bedeutet, dass die Zentralbank im Falle einer Konjunkturabschwächung die stärksten Zinssenkungen vornehmen könnte, was dem Dollar schaden würde. In Anbetracht dessen halten wir unsere Empfehlung für den USD für neutral.
Der japanische Yen ist tendenziell eine attraktive Währung gegenüber dem US-Dollar. Da die Inflation zu niedrig ist, um eine geldpolitische Straffung auf den Tisch zu bringen, könnten Änderungen im Kurvensteuerungsprogramm der Bank of Japan der Hauptgrund für die potenzielle Stärke der Währung sein. Eine grobe Schätzung zeigt, dass die BoJ rund 90% der 10-jährigen Anleihen hält, was bereits zu Preisverzerrungen auf dem Anleihemarkt geführt hat. Da die BoJ sich der Situation bewusst ist und plant, das Programm rückgängig zu machen dürften ein Anstieg der Renditen langfristiger Anleihen und der baldige Höchststand der US-Renditen den Yen begünstigen.
BCA Research, www.bcaresearch.com