ANLAGEAUSBLICK Februar 2025
„New Player in the market”. DeepSeek ist die chinesische Antwort auf die amerikanische Vormachtstellung im Bereich der künstlichen Intelligenz.
Donald Trump wurde am 20. Januar als 47. Präsident der Vereinigten Staaten in sein Amt eingeführt. Die Befürchtungen, dass die neue US-Regierung sofort alles auf den Kopf stellen wird, haben sich relativiert. Einerseits könnte das Reflationsnarrativ, das in den USA zu einer Aufwertung von Zinssenkungen und höheren Renditen bei US-Staatsanleihen geführt hat, bereits vor Trumps Amtsantritt seinen Höhepunkt erreicht haben. In seiner Rede versprach er, Amerika in ein neues „Goldenes Zeitalter“ zu führen. Kann Trump wirklich eine neue Ära des ungezügelten wirtschaftlichen Wohlstands einleiten? Der Konsens scheint dies zu glauben. Die Prognosen für das reale Wachstum der Staatsausgaben und der realen Verbraucherausgaben im Jahr 2025 sind nach der Wahl Trumps auf 1,9 % bzw. 2,4% gestiegen. Die Prognostiker gehen auch davon aus, dass die USA in diesem Jahr um 2,2% wachsen werden, während sie noch vor vier Monaten mit 1,7 % gerechnet hatten.
Dies steht in krassem Gegensatz zum Rest der Welt, wo die Wachstumserwartungen im gleichen Zeitraum gesunken sind. Die Finanzmärkte sind der gleichen Ansicht. Die langfristige EPS-Wachstumsprognose für US-Unternehmen liegt bei 17,3% und damit nahe an der rekordverdächtigen Spanne (18% – 21%) im Vergleich zum Rest der Welt. Die US-Anleger sind entsprechend positioniert und halten im Vergleich zu Aktien die geringste Menge an Barmitteln seit 2021.
«New Player in the market». DeepSeek ist nicht nur die chinesische Antwort auf die amerikanische Vormachtstellung im Bereich der künstlichen Intelligenz. Es ist auch die Chance, für andere Player in den Markt einzusteigen, sofern sich der Kostenvorteil gegenüber den US-Produkten bestätigt.
BENDURA Anlagepolitik

*inkl. UK und CH
Die Begriffe attraktiv / unattraktiv beschreiben das Renditepotenzial der verschiedenen Anlageklassen. Eine Anlageklasse gilt als attraktiv, wenn ihre erwartete Rendite über der lokalen Cash-Rate liegt. Sie gilt als unattraktiv, wenn die erwartete Rendite negativ ist. Sehr attraktiv / sehr unattraktiv bezeichnen die Einschätzungen des BENDURA Anlagekomitees mit der höchsten Überzeugung. Der Zeithorizont für diese Einschätzungen beträgt 3-6 Monate.
Weltwirtschaft
Die jüngsten BIP-Daten aus den USA haben gezeigt, dass die Verbraucherausgaben, auf die etwa zwei Drittel der US-Wirtschaft entfallen, wesentlich stärker sind. Der Aktienmarkt hat den Verbrauchern einen großen Auftrieb gegeben. Könnte also eine Korrektur den Konsum bremsen? Die Ausgaben der Amerikaner stiegen in den letzten drei Monaten des Jahres 2024 auf eine jährliche Wachstumsrate von 4,2% und damit auf das stärkste Tempo seit fast zwei Jahren. Das Gesamt-BIP wurde jedoch durch andere Faktoren gedämpft, insbesondere durch schwache Nettoexporte und knappe Lagerbestände. Geringe Lagerbestände dürften der Wirtschaft Anfang 2025 Rückenwind geben. Ohne die Gewinne am Aktienmarkt wären die realen Konsumausgaben im Jahr 2024 jedoch nur um etwa 2% statt um 3% gestiegen.
Im Grunde genommen sagt derzeit fast kein Ökonom eine Rezession voraus. Das steht in krassem Gegensatz zu den 24 Monaten zuvor, als jeder Ökonom, der etwas auf sich hielt, eine Kontraktion vorhersagte. Dieselbe Kohorte, die heute Entwarnung gibt, hat noch vor kurzem, Quartal für Quartal, gebrüllt, dass eine Schrumpfung bevorstehe. Was könnte also in diesem Jahr eine Rezession auslösen? Es existieren bekannte Risiken, wobei das bedeutendste davon Trumps Handelspolitik ist. Die USA könnten in einen eskalierenden Handelskrieg geraten, der durch Vergeltungsmaßnahmen ausgelöst wird, ähnlich dem, was während der Großen Depression in den 1930er Jahren geschah. Dieser drohende Zustand sowie eine übertriebene Massenabschiebung könnten die Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigen.
Was ist mit dem Aktienmarkt?
Nach dieser Woche sind die Erwartungen an den AI-Sektor und die Wachstumsrate besorgniserregend und könnten eine Blase darstellen. Das Defizit in der USA ist eine weitere Sorge. Es wird erwartet, dass es von 1,9 Billionen US-Dollar in diesem Jahr auf 2,7 Billionen US-Dollar im Jahr 2035 ansteigen wird. Es ist leicht vorstellbar, dass das Finanzministerium diese Schulden mit höheren Anleiherenditen finanzieren muss, was zu einer Inflation und möglicherweise zu einer Rezession führen würde. Zumindest im Moment wird die Rezession nur von Ausreißern herbeigeredet, und viele Amerikaner sind mit der aktuellen Situation zufrieden.
Jüngst hat die chinesische Regierung weitere finanzielle Mittel gesprochen, um das «Dual Upgrade» Programm für den Eintausch ausgewählter Konsumgüter und die Modernisierung von Industrieanlagen fortzusetzen. Das Programm wurde Mitte vergangenen Jahres initiiert und zeigt erste Erfolge. Neu profitieren Konsumenten neben Zuschüssen für Autos, Möbel und ausgewählte Haushaltsgeräte auch von Subventionen beim Kauf von Mobiltelefonen, Tablets und weiteren Dingen des täglichen Bedarfs. Zudem erhalten Unternehmen stärkere Unterstützung bei
Investitionen rund um die Produktionssicherheit, industrialisierte Landwirtschaft und Produktzyklen was kurzfristig das Wachstum stützen könnte. Wegen der aussergewöhnlich hohen Sparquote Chinas fällt der Multiplikator-Effekt von Subventionen zudem beträchtlich höher aus als von viel spekulierten Barauszahlungen. Insgesamt dürften die Investitionen hoch ausfallen, dennoch bilden sie nur einen Bruchteil der Infrastrukturinvestitionen, welche das Wachstum stützen werden.
Nach einem schwachen Jahresabschluss fielen die Stimmungsindikatoren in der Eurozone im Januar etwas freundlicher aus. Viel mehr als eine Stabilisierung ist beim Sentiment der Unternehmen zwar bisher nicht zu spüren. Die Privathaushalte scheinen aber trotz der politisch unsicheren Lage in vielen Ländern der Eurozone den mehrjährigen Pessimismus abzulegen. Entsprechend hat sich das Konsumentenvertrauen in den meisten Ländern (mit Ausnahme von Deutschland) im Januar aufgehellt und befindet sich nur noch unweit vom langfristigen Mittelwert.
Aktien
Analysten erwarten für den S&P 500 ein Wachstum von 16% im Jahr 2025. Diese Prognosen gehen von einem Umsatzwachstum von 7% aus, was eine Margenexpansion von rund 8% impliziert.
Gleichzeitig erwartet man, dass sich das Gewinnwachstum über die Mag-7 hinaus ausweiten wird. Dies ist auf die Erwartung zurückzuführen, dass einige von Trumps versprochenen Maßnahmen, wie Steuersenkungen und Deregulierungen, zur Margenausweitung beitragen werden. Wir befürchten, dass andere Maßnahmen, die die Margen belasten würden – wie beispielsweise Zölle – nicht berücksichtigt wurden. Es ist auch darauf hinzuweisen, dass angesichts des großen internationalen Engagements der S&P 500-Unternehmen, der Anstieg des US-Dollars zu einem geringeren EPS-Wachstum führen wird.
Wie BCA-Research in ihrem letzten Bericht erläuterte, dürften die US-Banken durch höhere IPO-Gebühren, bessere Zinsmargen und eine schwache, aber sich erholende Kreditnachfrage etwas Rückenwind erhalten. Auch im Euroraum sind die Kredittrends positiv, da die Kreditnachfrage trotz der Verschärfung der Kreditstandards weiterhin robust ist.
Die Aktienmärkte in Europa sind seit Jahresbeginn größtenteils sehr gut gelaufen und haben die US-Pendants nach einer langen Phase der Underperformance überflügelt. Allen voran der Dax, der im Januar über 9% zulegte, während der US-Leitindex S&P 500 nur auf 2,7% kam. Angetrieben wurden die Aktienindizes in Europa von der Aussicht auf weitere Zinssenkungen der EZB, der Hoffnung auf eine mildere Zollpolitik der Trump-Aministration und einer überwiegend guten Berichtssaison. Es ist fraglich, ob die europäische Outperformance anhalten wird, da die Wirtschaft in der Eurozone weiterhin schwächelt, während sich die US-Wirtschaft als robust erweist.

Anleihen
Die Staatsanleihenrenditen setzten zu Beginn des Jahres ihren Aufwärtstrend fort. Renditen zehnjähriger US-Treasuries legten in der ersten Januarhälfte um 20 Basispunkte zu und stiegen auf 4.80%. Unterliegend wurden die Erwartungen auf Zinssenkungen an das Fed sowie auch an die anderen globalen Notenbanken zurückgeschraubt, was unter anderem auf die anhaltend guten Daten der US-Wirtschaft zurückzuführen war. Noch stärker stiegen die Verfallsrenditen auf britischen Staatsanleihen an, ohne klaren Auslöser in UK.
Wir bleiben weiterhin übergewichtet in der Duration, unter anderem auch weil wir zuversichtlich sind, dass das Wachstum in diesem Jahr enttäuschen wird und dadurch die Fed die Zinsen stärker als erwartet senken wird. Dennoch scheinen die Laufzeitprämien der dominierende Treiber am langen Ende der Kurve zu sein.
Die Inflationszahlen Mitte Monat beruhigten die Bondinvestoren etwas. Sowohl im Vereinigten Königreich wie auch in den USA stiegen die Konsumentenpreise im Dezember weniger stark als erwartet und liessen die Renditen wieder auf das Niveau von Anfang Jahr sinken. Trotz der jüngsten Gegenbewegung notieren die Renditen immer noch über dem Niveau von Mitte September, als die US-Notenbank die Zinsen zum ersten Mal gesenkt hatte.
Wir bleiben vorerst übergewichtet.

Rohstoffe & Währungen
Gold bietet nicht nur eine gute Absicherung im Falle einer Fiskalkrise, sondern es dürfte auch eine strukturelle Nachfrage seitens der weltweiten Zentralbanken geben, die ihre Reserven zum US-Dollar reduzieren möchten. Die Aussichten für den Rest des Rohstoffmarktes sind nicht so positiv. Sowohl das Wachstum der Öl- als auch der Kupfernachfrage bleibt unter den historischen Durchschnittswerten. Auch die Angebotsentwicklung dürfte den Ölpreisen keinen Auftrieb geben. Eines der Hauptziele der Trump-Administration ist die Erhöhung des Ölangebots, da eine Senkung der Energiepreise die Inflation verringert.
Beim Bitcoin werden vermehrt Stimmen laut, diesen in nationale Reserven aufzunehmen. Bekanntestes Beispiel auch hier die USA unter der Präsidentschaft von Donald Trump. Aber auch in anderen Ländern wie Tschechien, der Schweiz oder Deutschland gibt es Vorstösse von Politikern oder Privaten. Als Beispiel wird immer wieder das kleine Land El Salvador genannt, welches bereits 2021 begann Bitcoins zu kaufen.

