Anlageausblick Oktober 2021

Die Entwicklungen in Politik und Wirtschaft haben in den letzten Wochen ein starkes Nervenkostüm abverlangt. Die globalen Aktienmärkte durchliefen eine mittelstarke Korrektur, wobei der US-Markt (S&P 500) um mehr als 5% unter seinen Höchstwert von Anfang September fiel.

Die Besorgnis der Anleger wurde durch mehrere Risikofaktoren geschürt. Dazu zählten die anhaltenden Lieferunterbrüche und die rasant steigenden Energiepreise, die sich in zunehmenden Inflationserwartungen niederschlagen. Darüber hinaus fiel das Wachstum schwächer aus als erwartet, sodass sogar das Thema Stagflation wieder aufkam. Spekulationen über eine Drosselung der Anleihenkäufe der US-Notenbank, Debatten über die US-Schuldenobergrenze und Unsicherheiten wegen China drückten ebenfalls auf die Stimmung.

Obwohl die Märkte diese Risiken zunehmend einpreisen, haben wir uns entschieden, mit einer ersten taktischen Anhebung des Aktienengagements vorerst noch zuzuwarten, da wir die oben aufgeführten Risiken erkennen.

Im Festverzinslichen Bereich bleiben wir in Staatsanleihen stark untergewichtet, da die Anleihenrenditen im Zuge der fortgesetzten Konjunkturerholung weiter steigen dürften. Wir favorisieren hingegen ganz klar Unternehmensanleihen, Schwellenländeranleihen und Wandelanleihen.

Bei den Währungen reduzieren wir angesichts der Schwäche in China unsere Einschätzung des von uns beobachteten Korbs von Schwellenländerwährungen von Attraktiv auf Neutral, da der CNY einen hohen Anteil dieses Korbs ausmacht.

Im Folgenden erläutern wir unsere Views zu den wichtigsten Anlageklassen, angefangen mit einer tabellarischen Übersicht unserer aktuellen taktischen Positionierung.

In der folgenden Tabelle stellen wir unsere Sicht auf die wichtigsten Anlageklassen dar:

Übersicht Marktmeinungen

 sehr unattraktivunattraktiv        neutral               attraktiv         sehr attraktiv    
 
Festverzinsliche     
  Staat     
  Unternehmen     
  Hochverzinsliche     
  Schwellenländer     
  Wandler     
 
Aktien     
  Vereinigte Staaten     
  Eurozone     
  Grossbritannien     
  Schweiz     
  Japan     
  Schwellenländer     
 
Wechselkurse     
  EURUSD     
  USDCHF     
  EURCHF     
  Schwellenländer     

Die Begriffe attraktiv / unattraktiv beschreiben das Renditepotenzial der verschiedenen Anlageklassen. Eine Anlageklasse gilt als attraktiv, wenn ihre erwartete Rendite über der lokalen Cash-Rate liegt. Sie gilt als unattraktiv, wenn die erwartete Rendite negativ ist. Sehr attraktiv / sehr unattraktiv bezeichnen die Einschätzungen des BENDURA Anlagekomitees mit der höchsten Überzeugung. Der Zeithorizont für diese Einschätzungen beträgt 3-6 Monate.

Festverzinsliche

Staatsanleihen

Die fortgesetzte fiskalpolitische Unterstützung, Impfprogramme und die Wiederöffnung der Wirtschaft in vielen Regionen werden die erwartete Konjunkturerholung weiter stärken. Dies dürfte die langfristigen globalen Renditen stützen.

Die höhere Inflation resultiert in etwas höheren Markterwartungen an die Zentralbankreaktionen. Die ersten Zentralbanken von Industrieländern haben bereits begonnen, die Zinssätze anzuheben. Die Fed hat den baldigen Beginn der Drosselung signalisiert, doch die Marktkurse nehmen dies bereits vorweg.

Wir bekräftigen unsere Präferenz für Short-Duration-Strategien in der Eurozone und der Schweiz. Die britische Renditekurve ist aufgrund der veränderten Erwartungen an die Zentralbank über alle Laufzeiten hinweg stark gestiegen. Daher setzen wir dort ebenfalls auf eine kurze Duration. In den USA bevorzugen wir nach wie vor das mittelfristige Segment (Bereich von 5 Jahren), mit einer leichten Tendenz zu Titeln mit kürzeren Laufzeiten, da die US-Renditen bereits erheblich höher sind als zu Beginn des Jahres.

Globale Investment-Grade-Anleihen

Aufgrund der immer noch teuren Kreditspreads sowie der Befürchtung höherer Renditen bei Staatsanleihen und weiterer Straffungen durch die Zentralbanken halten wir an unserer neutralen Einschätzung globaler IG-Anleihen fest. Vor dem Hintergrund der erwarteten Drosselung und Liquiditätsreduzierung seitens der Fed sind die Abwärtsrisiken unseres Erachtens höher als das Potenzial einer weiteren Verengung.

High-Yield-Anleihen

Wir halten an unserer neutralen Einschätzung von HY-Werten fest. Innerhalb der HY-Anleihen favorisieren wir aufgrund unserer pro-zyklischen Sicht des Finanzsektors weiterhin Coco-Bonds.

Schwellenländeranleihen

Die Spreads von EM-Hartwährungsanleihen haben sich im September erheblich ausgeweitet. Angesichts der potenziellen Drosselung und der steigenden US-Zinsen erscheint das Risiko-Rendite-Verhältnis von EM-Hartwährungsanleihen nicht attraktiv, obwohl sich die Bewertungen verbessert haben.

Das technische Bild hat sich erneut verschlechtert. In der zweiten Septemberhälfte haben sich die Zuflüsse in EM-Anleihenfonds abrupt umgekehrt, da die Ausweitung der Benchmarkspreads und die zunehmende Volatilität der US-Treasury-Renditen zum Abzug von Kapital führten.

Das fundamentale Bild hat sich nicht wesentlich verändert. Die Inflation bleibt ein kurzfristiges Risiko, doch die meisten Zentralbanken der Schwellenländer haben ihre Geldpolitik angepasst, um die Auswirkungen des Preisdrucks auf die Inflationserwartungen abzufangen.

Ausgewählte Indices Festverzinslicher, YTD. Quelle: Bloomberg

Aktien

Wir sind der Ansicht, dass die Weltwirtschaft weiter wachsen wird und sich die Bedingungen für eine erste vorsichtige taktische Anhebung des Aktienengagements verbessert haben. Auf die jüngsten negativen Überraschungen der Industrieproduktion dürfte bald eine Beschleunigung folgen, während die Finanzen des Privatsektors in den USA und Europa solide sind. Zusammen mit den sehr niedrigen Lagerbeständen, die wieder aufgefüllt werden müssen, deutet dies auf eine fortgesetzt starke Nachfrage hin. Angesichts der angebotsseitigen Engpässe wird es länger dauern, bis die Inflation wieder zurückgeht. Dennoch sehen wir die derzeit erhöhten Niveaus als vorübergehend an. Die Finanzierungsbedingungen bleiben günstig und die Zentralbanken dürften weiter für vorteilhafte Liquiditätsbedingungen sorgen, auch wenn sie möglicherweise begrenzte Straffungsmassnahmen ankündigen.

Wichtige Risiken für globale Aktien sind die anhaltenden Lieferausfälle und der steile Anstieg der Energiepreise, die sich in zunehmenden Inflationserwartungen äussern. Das unerwartet schwache Wachstum hatte sogar zur Folge, dass das Thema Stagflation wieder aufkam. Weitere Risiken sind eine restriktive Wende in der Geld-und Finanzpolitik sowie regulatorische und politische Entwicklungen (z.B. die Unsicherheiten in Bezug auf China). Ein deutlicher Rückgang der Unternehmensgewinne (oder der Gewinnerwartungen) und Entwicklungen im Zusammenhang mit COVID-19, sowie weitere Mutationen oder Verzögerungen bei den Impfungen, könnten globale Aktien ebenfalls belasten.

Trotz dem anziehenden Wirtschaftsmomentum, hat sich unser Anlageausschuss aufgrund der gestiegenen Tail-Risiken dafür entschieden, die Aktienquote vorerst auf neutral zu belassen.

Industrieländeraktien

Wir rechnen mit einer Outperformance von Industrieländeraktien gegenüber globalen Aktien und bevorzugen Grossbritannien und Deutschland.

Britische Aktien weisen attraktive Bewertungen und ansprechende Dividendenpolster auf und profitieren zudem von einer vorteilhaften Sektorzusammensetzung. Deutsche Aktien bieten weiteres Erholungspotenzial, da sich die Zyklizität des Marktes mit Qualität paart.

Auf Sektorebene favorisieren wir den Grundstoffsektor (Materials) und Finanzwerte, während wir Versorger, Basiskonsumgüter und börsennotierte Immobilien am wenigsten bevorzugen. Grundstoffaktien bieten ansprechende Fundamentaldaten und dürften von Infrastrukturinvestitionen profitieren. Finanzwerte haben noch weiteres Aufholpotenzial. Sie sind immer noch attraktiv bewertet und dürften erheblich von einer wirtschaftlichen Beschleunigung und einem erneuten Anstieg der Renditen profitieren.

Aktien aus Schwellenländern

Von Aktien aus Schwellenländern (EM) erwarten wir angesichts der soliden Gewinnentwicklung weiterhin attraktive Renditen. Trotzdem halten wir die Allokation im Portfoliokontext auf dem strategischen Niveau, denn der schwergewichtige chinesische Markt leidet nach wie vor unter Regulierungsmassnahmen, die Privatunternehmen belasten. Trotz der Schwäche in China dürfte die globale Konjunkturerholung insgesamt stark bleiben, was auch Schwellenländeraktien unterstützt.

Wir erwarten, dass sich die Schwellenländer in Asien besser entwickeln als globale Schwellenländer. Gründe dafür sind ihre guten Fundamentaldaten, ihr Engagement in der Chip-Fertigung und ihre Sensitivität gegenüber einer Belebung des globalen Handels. Die Schwellenländer Asiens bieten weiterhin ein strukturelles Wachstum und diversifizierte Engagements, die vom Welthandel und der Erholung profitieren.

Ausgewählte Aktienindices, YTD. Quelle: Bloomberg

Währungen

USD Index

Der US-Dollar-Index (DXY) hat im Laufe des letzten Monats angezogen. Diese Bewegung wurde durch die kräftigere Erholung am US-Arbeitsmarkt, die geringere Besorgnis über die Auswirkungen der Pandemie und vor allem durch die Andeutungen einer bevorstehenden Drosselung durch die Fed unterstützt.

Die weniger akkommodierende geldpolitische Haltung der Fed unterstützt den USD im Hinblick auf den Renditevorteil und verschafft dem USD ein gewisses Aufwärtspotenzial. Niedrigzinswährungen könnten zunehmend als Finanzierungswährungen genutzt werden. Daher beurteilen wir USD/JPY und USD/CHF jetzt positiv. Aufgrund der Beschleunigung der Inflation in der Eurozone und der Risikoorientierung des EUR bleiben wir in Bezug auf das Währungspaar EUR/USD neutral. Daraus ergibt sich eine positive Einschätzung des EUR gegenüber dem CHF und dem JPY.

Insgesamt beurteilen wir den DXY weiter neutral. Rohstoffwährungen mit hohem Beta wie der CAD, der NZD und die NOK, die zudem durch die jüngsten Zinserhöhungen in Norwegen und Neuseeland unterstützt werden, beurteilen wir nach wie vor als attraktiv.

Schwellenländer-Währungen

Wir ändern unsere absolute Einschätzung von EM-Währungen von attraktiv auf neutral ab, hauptsächlich aufgrund unserer neuen Erwartung eines Seitwärtstrends beim CNY.

Die Konjunktur in den Schwellenländern erholt sich zwar weiter, doch die vorsichtigeren Wachstumsaussichten für China könnten das Wachstum in den Schwellenländern allgemein belasten.

Die restriktive Geldpolitik in einigen Schwellenländern bildet ein unterstützendes Polster für EM-Währungen. In den kommenden Monaten dürften sich die Zinserhöhungen jedoch verlangsamen.

Angesichts der zuversichtlicheren Haltung der US-Notenbank dürften Währungen mit soliden Fundamentaldaten und immer noch erhöhtem Renditevorteil robust bleiben.

Der RUB ist unsere bevorzugte Währung, während wir den MYR und den MXN negativ einschätzen.

EURUSD Wechselkurs, YTD. Quelle: Bloomberg

Kontaktpersonen

Ähnliche Beiträge